Info-Veranstaltung zur Windräderplanung am 13.05.2014

 

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Bürgerverein Arzdorf lädt ausgewiesene Fachleute zur Windenergieanlagen-Planung ein.

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Der Bürgerverein Arzdorf hatte am 13.05.2014 zu einer Informationsveranstaltung zur Windräderplanung in der Gemeinde Wachtberg eingeladen. In einer gut besuchten Vortrags- und Diskussionsrunde konnten die betroffenen Bürger ihre Fragen und ihre Meinungen formulieren. Das Ergebnis war eine vielseitige und klärende Diskussion. Sascha Schulz, von der Energieagentur NRW, trug zunächst die Landesposition zur Förderung von Windanlagen vor. Dabei führte er die Chancen einer kommunalen Bauleitplanung aus und  erläuterte die Hintergründe für die Schaffung von Konzentrationszonen für Windanlagen in den Flächennutzungsplänen der Kommunen. „Windräder sind auch Wertschöpfung“, so sein Statement. Produktion, Planung, Investment , Bürgerfinanzierung, oder Pachteinnahmen aus dem Betrieb von Windenergieanlagen böten auch lokalen Unternehmern  Chancen.  Professor Theo Kötter von der Universität Bonn konkretisierte die Möglichkeiten einer Windräderplanung in der Gemeinde Wachtberg. Mit wissenschaftlicher Akribie zusammengetragene Fakten ließen  nur Windräder zwischen Arzdorf, Fritzdorf und Adendorf zu. Die Restriktionen, die sich aus dem Betrieb der Radaranlagen der Bundeswehr und des Fraunhofer Institutes ergäben und die Abstände zu Siedlungsbereichen und Naturschutzgebieten bestimmten die Größe der verbliebenen Planungsflächen. Die Gemeinde müsse sich entscheiden, ob sie die Handlungshoheit behalte oder das Risiko eingehe, dass Investoren mit einem Bauantrag dass Planungsmaximum erzielten. Eine Konzentrationsfläche für Windenergieanlagen im Flächennutzungsplan könnte den Abstand zu den drei betroffenen Dörfern von 500 auf 750 oder 1000 Metern erhöhen und damit die Gesamtzahl der Windräder reduzieren. Auf jeden Fall sei ein Gutachten über Vorkommen seltener Vogelarten wie Milan oder Schwarzstorch in Auftrag zu geben. Bürgermeister Theo Hüffel bedeutete, dass die vom Rat der Gemeinde in Auftrag gegebenen Vorarbeiten für die Änderung des Flächennutzungsplanes noch ganz am Anfang ständen. Der nächste Schritt sei die Beauftragung eines avifaunistischen Gutachtens und die Erarbeitung einer Konzeption zur Begründung der Konzentrationsfläche für Windräder.

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In der sich anschließenden lebhaften Diskussion kristallisierte sich schnell heraus, dass vor allem Unverständnis für die landespolitischen Leitlinien und die gesetzlichen Vorgaben bestand. Der Windenergieerlass des Landes Nordrhein Westfalen berücksichtige nicht den Willen der Bürger und den gesunden Menschenverstand. Während auf der roten Liste befindliche Vogelarten geschützt würden, könne der Bürger mit rhythmischem Dauerlärm, mit Schlagschatten oder Lichtblitzen aus kurzer Entfernung konfrontiert werden. Die Weltgesundheitsorganisation fordere einen Siedlungsabstand zu Windrädern von 2000 Metern, die rot grüne Landesregierung habe den Siedlungsabstand im Jahre 2011 von 1000 auf 500 Metern reduziert.

Fragen um die Wirtschaftlichkeit der Anlagen in einer Schwachwindregion gingen einher mit dem Verständnis für die Grundstückseigentümer, die mit hoher Pacht von den Windradplanern gelockt würden. Auch die Gemeinde profitiere mit dem Windräderbau durch Gewerbesteuereinnahmen und möglichen Verbesserungen der Infrastruktur. Entstehende Kosten und der potenzielle Rückbau der Anlagen müssten durch den Investor garantiert werden. Professor Kötter sagte, dass eine hohe Bankbürgschaft für den Rückbau der Windräder mit den vorzulegenden Bauanträgen einherginge.

Die Ängste der Obstbauern, dass durch Luft Verwirbelungen die eingesetzten Spritzmittel auf den falschen Feldern landeten, konnten nicht gänzlich ausgeräumt werden. Es existieren bisher offensichtlich keine wissenschaftlichen Studien zu den Auswirkungen des Windradbaus auf den Obstanbau.

Die Fragen zu Kultur- und Landschaftsschutz beantwortete  Bürgermeister Theo Hüffel. Sein Antrag, das Gemeindegebiet mit seinen römischen und mittelalterlichen Wurzeln in die Liste der landesbedeutsamen Kulturlandschaften aufzunehmen, sei von der Landesregierung abgelehnt worden. Weder die schöne Landschaft mit der Aachen-Frankfurter Heerstraße, noch die historischen Burgen im Gemeindegebiet hätten überzeugt. Damit sei Landschaftsschutz  für „privilegierte Bauvorhaben“, wie die Windräder es sind, kein Abwägungshindernis.

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Die faire und sachliche Diskussion machte deutlich, dass Bürgerwille und gesunder Menschenverstand nicht immer mit der Gesetzeslage übereinstimmt. „Kreative Lösungen“, von einem sachlich argumentierendem Bürger gefordert, scheiterten nach Expertenmeinung an den  geltenden Erlassen. Moderator Dieter Klocke forderte die anwesenden Politiker auf, über Landes- und Bundespolitiker aller Parteien auf pragmatische Lösungen hinzuwirken.