Antoniuskapelle in Arzdorf

Die Antoniuskapelle in Arzdorf Arzdorf-00301-300x200

Geschichte

Am 2. Mai 1398 stifteten der Ritter Heinrich von Hüchelhoven, Erbschultheiß zu Eschweiler und Herr zu Adendorf sowie seine Frau Margaretha mit Zustimmung des Abtes von Steinfeld und des Pfarrers von Fritzdorf zu Ehren der Muttergottes sowie der Heiligen Stanislaus, Antonius und Servatius eine Kapelle zu Arzdorf.

Die Zustimmung des Abtes von Steinfeld war erforderlich, weil Arzdorf zwar territorial spätestens seit 1334 (erstmals erwähnt wird es 1166) zur später reichsunmittelbaren Herrschaft Adendorf gehörte, kirchlich jedoch Teil der Pfarrei Fritzdorf war, deren Patronat seit 1292 die Abtei Steinfeld innehatte. (Fritzdorf selbst gehörte territorial zur Grafschaft Neuenahr.) Die Kapelle wurde mit einer jährlichen Rente von 25 Mark dotiert, für die der Pastor von Fritzdorf oder sein Stellvertreter jeden Dienstag oder an einem anderen Wochentag eine heilige Messe zum Gedächtnis des Stifters, seiner Eltern und Verwandten lesen sollte. Später kamen weitere Renten und Wochentagsmessen hinzu, durch die der Gottesdienst in der Pfarr­kirche jedoch nicht gestört werden sollte. Außerdem wurde eine Jahresrente von 10 Mark für die Beleuchtung und die Unterhaltung des Kapellenbaues gegeben.

"Ferkestünn" - der heilige Antonius
„Ferkestünn“ – der heilige Antonius

1732 war die alte Kapelle jedoch zerfallen, so dass der Graf von der Leyen, damals Burgherr zu Adendorf eine neue Kapelle mit drei Altären errichten ließ. Diese wurde nach dem 27. Dez. 1741 von Pastor Adam Schinck eingeweiht. Schon früh setzten aus der näheren und weiteren Umgebung, von der Ahr und aus der Eifel Wallfahrten nach Arzdorf ein. Der hl. Antonius der Einsiedler, im Volk kurz „Ferkestünn“ genannt, gilt als Beschützer der Tiere. Zu seinem Gedenktag am 17. Januar brachten die Pilger Teile ihrer geschlachteten Schweine und legten sie vor den Altären nieder.

1717 wird von 46 halben Schweineköpfen, 22 geräucherten Schweinefüßen, einem Rücken­stück und 5 Schulterstücken berichtet, die an die Armen von Arzdorf und der umliegenden Dörfer verteilt wurden. Nach diesen Spenden wurde der hl. Antonius dann um Schutz für Haus und Hof und besonders für den Viehstall angerufen.

Heute finden keine Wallfahrten nach Arzdorf mehr statt. Doch bemüht sich der Antoniusverein Arzdorf u. a. darum, diese alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Der Festtag des hl. Mönchsvaters Antonius am 17. Januar wird allerdings nach wie vor festlich begangen und die Dorfgemeinschaft feiert ihr Kirmesfest.

Außenansicht

Antoniuskapelle heute
Antoniuskapelle heute

Der gegenwärtig noch vorhandene Kapellenbau von 1732 hat eine Länge von 17,35 m und eine Breite von 7,20 m. Er ist aus Bruchsteinen und verputzt. Auf der Westseite trägt er einen Dachreiter.

In den drei Nischen über dem Eingangsportal finden sich seit etwa 20 Jahren wieder Figuren des hl. Antonius sowie der hl. Gottesmutter und des hl. Josef.

Dass die Kapelle auch zu Ehren der Muttergottes gestiftet wurde wird auch an der Wetterfahne auf dem Dachreiter ersichtlich. Diese zeigt nicht wie oft angenommen den hl. Antonius sondern ein Abbild der Gottesmutter. Auf jeder Seite des Kirchenschiffes befinden sich drei große Rundbogenfenster, sowie je ein Fenster an den Seiten des Chorraumes.

Die Sakristei schließt sich an der Südseite an die Kapelle an.

Innenausstattung

Von den ursprünglich drei Altären ist nur der Hochaltar erhalten geblieben. Er zeigt zwischen barocken Säulen ein Altarbild aus dem 18. Jahrhundert mit einer Darstellung der Hubertuslegende, wahrscheinlich ein Geschenk der Familie von der Leyen.

An der Wand hinter dem Hochaltar finden sich Reste eines großen Wandgemäldes, das den hl. Antonius darstellt und das in die Anfangszeit der Kapelle zurückgehen dürfte.

Unterhalb des Wandgemäldes, hinter dem Hochaltar findet man in einem jetzigen Wandschrank noch eine alte Tür, die heute jedoch von außen zugemauert ist.

Die Holzbalkendecke ist verputzt und mit Stuckornamenten verziert.

Nach Westen schließt eine Empore den Raum ab. Unterhalb der Empore wurde vor einigen Jahren ein Schutzgitter angebracht, sodass die Kapelle nunmehr tagsüber geöffnet ist und zum Gebet einlädt.

Reliquiar
P1020390-225x300Die Kapelle besitzt ein kleines barockes Reliquiar mit der Aufschrift „Sanct Antonius 1750″. Diese Reliquie wird jeweils zum Festtag des hi. Antonius, am 17. Januar, ausgestellt. Die Gläubigen beten vor der Reliquie um die Fürsprache des Heiligen für sich und ihr Vieh und erhalten anschließend den Segen.

Statuen und Bildnisse

Der Hochaltar wird gekrönt von einer Statue des hl. Antonius mit dem Stab in Form eines T und Glöckchen. Zu Füssen des Heiligen findet sich das Schwein, das ihm zu seinem Beinamen ,Ferkestünn“ verholfen hat. Diese Figur wurde in den 1980er Jahren aus altem Holz neugeschnitzt und ersetzt eine dreißig Jahre zuvor gestohlene Figur.

Zwei Putten mit Posaune flankieren den Altaraufbau zu beiden Seiten.

An den Seitenwänden finden sich oben Statuen der Gottesmutter und des hl. Josef sowie des hl. Stanislaus und des hl. Servatius, die beiden letzten Arbeiten des 18.Jahrhunderts.

Unterhalb der Statuen hangt zu beiden Seiten ein Kreuzweg, der wie in Fritzdorf zunächst entfernt, vor einigen Jahren jedoch restauriert und wieder aufgehängt wurde.

Auf der Evangelienseite wird die Seitenwand durch eine Nische unterbrochen, die ursprünglich zu einem Seiteneingang führte und über einige Jahre einem Beichtstuhl Platz bot. Heute steht dort eine Pieta.

Auf der gleichen Seite, unterhalb der Empore, noch vor dem Schutzgitter befindet sich ein Marienbild mit Opferkerzenständer.

Dieses Marienbild war bis in die 1980er Jahre eingerahmt von Gedenktafeln für die Vermissten und Gefallenen der beiden Weltkriege aus Arzdorf. Für diese wurde dann ein Gedenkstein vor der Kapelle rechts von der Eingangstür unterhalb des großen Kreuzes errichtet.

Glocken

Im Dachreiter befinden sich zwei Glocken. Die kleinere Glocke tragt ein Reliefbild des hi. Antonius sowie folgende Inschrift: „ IN HONOREM S.S. ANTONII, STANISLAI ET SERVATII (Zu Ehren der Heiligen Antonius, Stanislaus und Servatius), KATH. KAPELLENGEMEINDE ARZDORF, GEGOSSEN VON CHR. CLAREN IN SIEGLAR 1884″.

Die zweite, größere Glocke trägt die Inschrift: „JESUS MARIA JOSEF, ANDENKEN AN ST. J. WELSCH, VON MARIA GEB. MICHELS, GEGOSSEN VON AUGUST MARK, IN BROCKSCHEID 1927″.