Geographisch liegt die Gemeinde Wachtberg an einer tektonischen Schnittstelle, an der Bergisches Land und Eifel auseinanderdriften. Vor rund 26 Mio. Jahren begann eine etwa 7 Mio. Jahre währende Phase massivster Vulkanausbrüche. Tuffgestein, Trachyt und Basalt wurden ausgeworfen und sind im gesamten Drachenfelser Ländchen zu finden. Auch in Arzdorf gibt es vulkanisches Gestein. Bis nach dem Weltkrieg II wurde in Arzdorf in einem Steinbruch Basalt abgebaut.
Vor etwa 700.000 Jahren beginnend lösten sich im Eiszeitalter kalte und warme Klimaperioden in zyklischer Folge ab. In dieser Phase wurden Bergisches Land und Eifel massiv angehoben und das Drachenfelser Ländchen erreichte sein heutiges Höhenniveau von etwa 180 m ü.N.N. Während der letzten Eiszeit, die etwa vor 10.000 Jahren endete, entstand durch Wind, Staub und Gletscherbewegungen die heutige meterdicke Lößschicht. Der fruchtbare Boden um Arzdorf zählt zu den besten agrarisch nutzbaren Böden Deutschlands. Arzdorf liegt in diesem geologischen Grenzgebiet im Übergangsbereich von Rheinischem Schiefergebirge zur Niederrheinischen Bucht.
Die ersten menschlichen Nomaden gab es vermutlich in der Altsteinzeit (600.000 – 4.500 v.Chr.)im Arzdorfer Raum. Eine Besiedlung des Wachtberger Raumes in der Jungsteinzeit (3.500 – 1.800 v.Chr) kann durch zahlreiche Scherbenfunde nachgewiesen werden. In den Ortsteilen Arzdorf, Adendorf und Werthoven gab es die ältesten nachgewiesenen Siedlungen in Wachtberg. Man kann davon ausgehen, dass in Arzdorf die Menschen in Holzhäusern gelebt haben, die aus einem Gerüst aus Pfosten bestanden, das mit Lehm abgedichtet wurde. Das Dach wurde aus Stroh und Schilf gefertigt.
In der Bronzezeit (1.800 – 700 v.Chr.) wuchs Europa näher zusammen. Die Ablösung des Steinwerkzeuges durch Kupfer- und später Bronzewerkzeug führte zum Handel. Kupfer und vor allem Zink, wurden aus den großen Erzgebieten Böhmen, Mähren, Österreich und das Saarland importiert. Es entstand ein Kultur- und Wirtschaftsgefälle zwischen dem sich langsamer entwickelnden Norden und dem Süden. Wachtberg befand sich an der Grenze zwischen Nord und Süd und entwickelte langsam aber stetig materiellen Wohlstand. In 1967 fand man bei Kanal- und Ausschachtungsarbeiten in Arzdorf Scherben, Hüttenlehm und mehrere Baugrubenreste. Arzdorf war nachgewiesenermaßen ein Siedlungsplatz, der der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur zuzuordnen ist. Diesen Nachweis kann man im Wachtberger Raum nur noch für Siedlungen in Werthoven erbringen. Da man von Siedlungskontinuität ausgehen kann, ist Arzdorf von der Jungsteinzeit bis heute besiedelt worden!1954 fand ein Fritzdorfer Landwirt zwei Kilometer von der Arzdorfer Bronzezeit-Siedlung entfernt den Fritzdorfer Becher. Dieser etwa 3.500 Jahre alte Goldbecher ist eine archäologische Besonderheit. Für die Bronzezeit gibt es in Nord- und Mitteleuropa nur zwei Funde von vergleichbaren Goldbechern: den Fritzdorfer Becher und einen ähnlichen Goldbecher in Südengland. Der Goldbecher belegt auf der einen Seite den Wohlstand der Arzdorfer Siedler in
der Bronzezeit und lässt auf der anderen Seite den kulturell religiösen Fortschritt dieser Siedler erahnen. Archäologen glauben, dass der Goldbecher zunächst als religiöses Kultinstrument genutzt wurde und dann möglicherweise im Rahmen von Totenkult oder als Opfergefäß beigesetzt wurde.
Von der Eisenzeit (ab 750 v.Chr.) bis zur Besiedlung der Römer sind für Wachtberg kaum Nachweise zu erbringen. Die hier siedelnden Gallier profitierten vom Aufschwung durch Eisenverhüttung in der Hunsrück-Eifel-Region. Die Römer okkupierten dann den linksrheinischen Bereich um die Jahrtausendwende. Wachtberg und damit auch Arzdorf profitierten von den römischen Militärbefestigungen in Remagen und Bonn. Die Wachtberger konnten Steine, Lebensmittel, Wasser und zivilen Siedlungsbereich für die Römer zur Verfügung stellen. Die Römer erstellten eine Wege- und Kommunikationsinfrastruktur, die den Raum erschloss. Arzdorf verlor seine zentrale Position als Siedlung und blieb in der Römerzeit bedeutungslos. Die Franken vertrieben im Frühmittelalter (400 – 900 n.Chr.) die Römer. Im Zuge dieser Eroberungen wurde Wachtberg christianisiert, erhielt den Status eines königseigenen Landes, verlor aber trotzdem an Bevölkerungsumfang und Bedeutung. An der Mündung der Ahr entstand die Ortschaft Sinzig alsfrühmittelalterlicher Verkehrsknotenpunkt. Von hier ging später eine der wichtigsten mittelalterlichen Verbindungswege über Fritzdorf, Adendorf/Arzdorf weiter nach Zülpich: die Aachen-Frankfurter Heerstrasse. Sie war Grundlage für Handel, Miltärbewegungen und Königsreisen.
Im Hochmittelalter (900 – 1500 n. Chr.) wurde der Wachtberger Raum durch die Auseinandersetzungen zwischen den königstreuen Grafen und den expandierenden Erzbischöfen von Köln geprägt. Die königstreuen Grafen konnten dabei über die Jahrhunderte hinweg die Besitztümer entlang der Aachen-Frankfurter Heerstrasse behaupten. Hierzu gehörte auch Arzdorf. Mit der Neuzeit (1500 – 1800 n.Chr.), die geprägt wurde durch Protestantismus, Aufklärung, Erfindungen und der Französischen Revolution und der Napoleonischen Zeit (1792 – 1815 n.Chr.) in der Wachtberg durch die Franzosen besetzt wurde, veränderte sich das Leben der Bürger. Die Bürger übernahmen Verwaltungsaufgaben, Pächter erwarben Besitz und der Adel trat in wirtschaftliche Konkurrenz zum aufstrebenden Bürgertum. Nach dem Scheitern Napoleons vor Moskau und dem Rückzug der Franzosen (1814) aus dem Wachtberger Raum wurde auf dem Wiener Kongress Wachtberg den Preußen zugesprochen. Unter
preußischer Verwaltung blieb Arzdorf Teil der Bürgermeisterei Adendorf/Meckenheim, die immer mehr durch die sich entwickelnde Mittelstadt Meckenheim dominiert wurde.1815 fiel das Rheinland und damit auch Arzdorf anPreußen. Die Gemeinde wurde der Bürgermeisterei
Adendorf im Kreis Rheinbach im Regierungsbezirk Köln der Provinz Jülich-Kleve-Berg zugeteilt, die
1822 mit der Provinz Großherzogtum Niederrhein zur Rheinprovinz zusammengelegt wurde.
Die Bürgermeisterei wurde später nach Meckenheim verlegt. Bei der Volkszählung am 1. Dezember 1912 hatte die Gemeinde Arzdorf 210 Einwohner.
Nach den Weltkriegen I und II, der Einführung der Demokratie und nach der Währungsreform veränderte sich die Bevölkerungsstruktur in Wachtberg zunächst durch den Zuzug von Flüchtlingen aus den Ostgebieten. Der Anteil der evangelischen Bevölkerung, der 1905 noch 0,3 % betrug, stieg nach Kriegsende auf etwas über 14 %. Nachdem am 03.11.1949 der Bundestag sich für Bonn als vorläufige Bundeshauptstadt entschieden hatte, kam es zur zweiten Nachkriegsstrukturanpassung in der Region. In Bonn waren bereits 1974 etwa 50.000 Arbeitsplätze, die unmittelbar der Bundeshauptstadtfunktion zuzuordnen waren. Wachtberg als Hinterland benötigte eine neue Infrastruktur, um des Zuzuges Herr zu werden. Die überwiegend ländliche Bevölkerung, die bisher vom Ertrag der fruchtbaren Böden gelebt hatte, wurde konfrontiert mit den „Stadtmenschen“, die auf das Land zogen und die sich vorwiegend als „weltoffen“ präsentierten. Heute ist dieser gesellschaftliche Umbruch als gelungen zu bewerten. In den Ortschaften werden Traditionen erhalten und die Errungenschaften der Moderne gelebt.
Am 01.August 1969 wurde per Landesgesetz und nach langer Diskussion in den Ortsteilen eine Verwaltungsreform in Kraft gesetzt, die die Ortsteile im Drachenfelser Ländchen unter einer gemeinsamen Verwaltung stellte. Dörfer, die sich ihre Unabhängigkeit über Jahrhunderte bewahrt hatten, mussten aus funktionalen Erwägungen unter einem gemeinsamen Dach ihre neue Identität finden. Wachtberg mit etwa 50 km2 Fläche, 16 Ortschaften und gut 12.000 Einwohnern (1969) musste in kürzester Zeit eine moderne, leistungsfähige Verwaltung schaffen, die Infrastruktur (Straßen, Kanalisation, Abwasser, Trinkwasser) für eine rasant wachsende Bevölkerung aufbauen und die notwendigen Einrichtungen (Schulen, Büchereien, Sportstätten, Landschaftserhalt)für anspruchsvolle Wohngebiete konzipieren.
Bei der Auflösung des Kreises Rheinbach 1932 kam Adendorf zum Landkreis Bonn. 1969 wurde
die Gemeinde durch das Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn (Bonn-Gesetz)
mit den Gemeinden des Amtes Villip und den Gemeinden Adendorf und Fritzdorf des Amtes
Meckenheim zu der neuen Gemeinde Wachtberg zusammengeschlossen, die zusammen mit den
übrigen Teilen des gleichzeitig aufgelösten Landkreises Bonn (soweit nicht nach Bonn oder
Wesseling eingemeindet) in den Siegkreis eingegliedert wurde, der seitdem in Rhein-Sieg-Kreis heißt.
Im Ortsteil Arzdorf wohnten (incl. II. Wohnsitze)
Jahr | Einwohner |
1969 | 263 |
1979 | 303 |
1989 | 288 |
1999 | 322 |
2002 (1) | 307 |
2003 (1) | 304 |
2004 (1) | 305 |
2005 (1) | 313 |
2006 (1) | 324 |
2007 (1) | 332 |
2008 (1) | 335 |
2009 (1) | 338 |
2010 (1) | 324 |
2014 | 317 |
(1) jeweils 30. Juni des Jahres
Quelle: Statistische Angaben im Haushaltsplan 2011 der Gemeinde Wachtberg